Ja, der Superbowl 2018 ist Geschichte. Die Philadelphia Eagles haben sich die Vince Lombardi Trophy gemopst und die NewEngland Patriots als Titelverteidiger mit leeren Händen zurück gelassen. Nun ist in der NFL die Offseason angesagt. Zeit für neue Spieler, Zeit für die Drafts und vor allem Zeit für Football in Europa. Die GFL und die ganzen Ligen in in Deutschland und Europa gehen nun an den Start.
Dort wo Licht ist, da ist auch Schatten.
Dank der starken Übertragungen der NFL im Free TV, egal ob die Regular Season auf Pro7MAXX, die Playoffs und der Superbowl bei SAT.1 bzw Pro7, von der Begeisterung schwappt langsam etwas auf den lokalen Football über. Wenn da nicht, ja wenn da nicht, ja was denn?
Sind wir doch mal ehrlich: Wer weiss denn, dass es hierzulande eine Football Bundesliga gibt? Wer weiss denn dass es eventuell gar ein Footballteam bei jedem fast vor der Hausüre gibt?
Dank Pro7MAXX, sowie den dort sitzenden Moderatoren wird die NFL Fangemeinde immer wieder auf die lokalen Teams hingewiesen. Dazu kommen die Geschichten um die deutschen Spieler, die via GFL den Sprung in die NFL wagen. Ob Sebastian Vollmer als einziger deutscher mit zwei Superbowlringen oder eben einen Spieler wie Moubarak Djeri an der Bushaltestelle in Köln von den Cologne Crocodiles aufgelesen und von den Arizona Cardinals verpflichtet, oder Moritz Böhringer im Draft gezogen und dann von den Schwäbisch Hall Unicorns zu den Minnesota Vikings gegangen... diese Storys sind dass was auch den deutschen Football nach vorne bringt.
Leider jedoch ist auch meiner einer nur durch Zufall auf den Football gestossen. Lange vor Pro7MAXX, lebte der Schreiber dieser Zeilen in anderen Welten. So zum Beispiel auch im "Luftkurort" Gelsenkirchen.
Diese "Metropole" wurde im Jahre 2003 mit seltsamen Plakaten zugekleistert:
Die NFL Europa zu Gast auf Schalke. Dank der Sprengung des alten Rheinstadions und des Neubaus zu einem modernen neuen Stadions in Düsseldorf, zur LTU Arena, (die heutige ESPRIT Arena) zog es das Düsseldorfer NFL Europa Team Rhein Fire eben in die Arena auf Schalke. (Ja, damals hies die noch so....)
Jo und dann habe ich mein erstes Football Spiel live im Stadion erlebt. Rhein Fire gegen die Scottish Claymores. Ich kannte diesen Sport nur aus dem Konsolenbereich, auf der XBox spielten wir damals online NFL 2k3 Football in einer der ersten europäischen Online Ligen. Doch der Besuch der Spiele auf Schalke öffnete mir einen ganz anderen Blick und das Verständnis für das Geschehen auf dem Rasen.
Zusätzlich kamen Kontakte zu Teams wie den "Gelsenkirchen Devils", oder den "Düsseldorf Panthern" zustande. Dass es diesen Sport also auch hierzulande gibt, wenn auch nur im Rahmen des "Amateursports" war für mich eine Überraschung.
In einem Land - in dem der Fussball den grossen Zampano macht - dabei alle möglichen Sponsoren von anderen Sportarten ab und an sich heranzieht wie das Licht die Motten, da ist auch in den Medien kaum Platz mehr für andere Sportarten.
Inzwischen ist Football hierzulande dann eben durch RAN Sport weitaus mehr Menschen ein Begriff. Und das es lokale Teams gibt ist heutzutage auch dank sozialer Netzwerke schneller heraus zu finden.
Doch stagniert die Entwicklung im deutschen Football in den letzten Jahren. Teams wie Braunschweig und Schwäbisch Hall dominieren die GFL seit einigen Jahren. Teams wie die Cologne Falcons, die Mönchengladbach Mavericks, oder die Hamburg Blue Devils haben sich in den letzten Jahren aus der Beletage des Footballs verabschiedet, in Ermangelung finanzieller Kapazitäten. Und das trotz einem entsprechend begeisterungsfähigen Umfeld. Und derzeit wackelt wieder ein Flagschiff der GFL, die Frankfurt Universe steht vor dem Kollaps. Aber dort besteht zumindest noch vage Hoffnung auf Rettung. Hier sollte man in den nächsten 1-2 Wochen wissen, ob es weiterhin Lila Football in der Hessen Metropole geben wird. Am Samstag werden die Frankfurter in Amsterdam antreten und hoffentlich nicht ihr letztes Spiel absolvieren müssen.
Doch warum fristet der Football hierzulande dieses "Schattendasein"? Warum schafft es der Verband oder auch die Liga nicht, auf den Zug der NFL Begeisterung auf zu springen?
Nun der Coach Patrick Esume hat dazu in der Sendung Maxxsports auf Ran.de ein paar Fakten und Zahlen vorgelegt, die einen echt erschrecken. Link zum Video <-- klick
Eine Petition mit mehr als 10.000 Unterschriften ist in Sachen AFVD im Netz und die Liste an Menschen die diese Petition unterschreiben wächst und gedeiht. Denn hier geht es um mehr als nur den Verband. Hier geht es vor allem um die Ehrenamtlichen der Vereine, die Ehrenamtlichen der Verbände, die Spieler und die Freunde, Fans und Sponsoren, die eben diesen Sport nach vorne bringen wollen. Weil sie diesen Sport und das Umfeld lieben und leben.
Letztes Jahr bekam die Liga mit einer überarbeiteten und modernisierten Webseite ein neues Anlitz. Das ist aber nur ein ganz kleiner Baustein. Nicht schlecht, aber das reicht eben nicht. Dazu kommt die Katastrophe der Football Europameisterschaft die in Frankfurt stattfinden sollte, diese findet aber nun ohne deutsche Beteiligung - in Finnland (!!!) statt.
Zusätzlich hat der AFVD auch noch Zeit gebraucht um die neue Führung der IFAF in NewYork an zu erkennen. Alles nicht das was den deutschen Football nach vorne bringt.
Man stelle sich vor, die Fussball WM 2018 wird nun mal schnell von Russland nach, sagen wir Japan verlegt und die deutsche Mannschaft nimmt als Titelverteidiger nicht teil.. unvorstellbar.
So passiert im Football. Und die deutschen Football Nationalspieler schauen in die Röhre....
Auch Gespräche im letzten Jahr, mit Vertretern aus dem Medienbereichen und den Clubs zeigen, dass es durchaus potentielles Interesse verschiedener TV Sender gibt, regelmässig über die GFL zu berichten. Sogar die Möglichkeit ein eigens dafür geschaffenes Magazin auf einem entsprechend bekannten Sportsender senden zu wollen wurde dem Verband zugetragen. Doch ist es wohl die Firma "German Football Partners", die hier dem Sender einen Strich durch die Rechnung machte. Entsprechende Lizenzgebühren soll diese Rechteverwertungsfirma dafür gefordert haben.... Das ist insofern schwierig, da es sich beim GFL Football um einen Amateursport dreht, der durch "Lizenzforderungen" die Chance verbaut bekommt, im Free TV zu erscheinen und neue Fans, Partner und Sponsoren zu gewinnen. Welche den Clubs in den Ligen eben bessere Finanzen ermöglicht, sowie eine grössere Fanbase und damit womöglich auch dem Umzug von Wald - und Wiesensportplätzen in echte Stadien. Eine DFL kann "Lizenzgebühren" fordern. Ebenso eine DEL Eishockey Bundesliga, auch eine HBL Handball oder BBL Basketball Bundesliga. Dabei handelt es sich doch zumeist um "Profisport". Davon ist der deutsche Football noch ein Stücklein weg. Das sieht man vor allem an den Stadien, in denen die Liga im grossen und ganzen antritt. Lassen wir mal die Standorte Köln (Flughafenstadion Höhenberg), Braunschweig (Stadion an der Hamburger Strasse) oder Frankfurt (PSD Bank Stadion) aussen vor. Die meisten Teams haben durchaus medientaugliche Stadien in der Nähe. Nehmen wir mal als Beispiel Stadien wie den Flinger Broich (für die Düsseldorf Panther), das Stadion an der Grünwalder Strasse (für die Munich Cowboys), die Liste liesse sich weiter fortsetzen.
Und warum geht man mit dem Germanbowl während des Umbaus des Friedrich Ludwig Jahn Stadions in Berlin in die Frankfurter Commerzbank Arena? Das kann ich nicht verstehen. Bei einem Etat des Verbandes in Höhe von 500.000€ pro Jahr stehen Stadien zur Verfügung die nicht nur mit besserer Lage daherkommen, auch von den Plätzen her besser sind. Der Germanbowl hat in Berlin 2017 13.502 zahlende Besucher angelockt. Ein PSD Bank Stadion in Frankfurt, das fasst zwar nur 12.542 Zuschauer, wäre aber damit restlos ausverkauft. Ausverkauft. Allein das Wort ist schon pures Marketing. Oder gehen wir ein paar Kilometer nach Südosten. Am Bieberer Berg in Offenbach, da steht das Sparda Bank Hessen Stadion. 20.500 Zuschauer fast das topmoderne Stadion. Damit wären auch bessere Stimmung und bessere Bilder durch ein top ausgelastetes Stadion garantiert. Im Jahre 2008 kamen 16.177 Zuschauer in die 51.500 Plätze umfassende Commerzbank Arena. Eine Auslastung von 32%. Am Bieberer Berg wären es dann schon 80% Auslastung gewesen. Das bringt schon eher den "Kessel" zum brodeln als eben in einer grossen Arena. Die alte Frankfurt Galaxy hatte die Arena ja immer gut gefüllt, aber die haben auch Geld für das Marketing in die Hand genommen. Wenn ich das nicht kann, muss ich eben den Fans ein Schmuckkästen mit der Option zum Hexenkessel bieten. Leider war Magdeburg nur ein kurzes Intermezzo. Dort passte die Anbindung und auch die Grösse des Stadions....Und da bietet zum Vergleich sich ein Stadion wie das Offenbacher auch gut an. Gleiches gilt auch für Stadien wie in Leverkusen,Mainz, Duisburg, Bochum, um mal etwas mehr auszuholen.
Was kommt als nächstes?
Am Samstag fahre ich nun endlich mal wieder nach Amsterdam. Zum Football. Die dort beheimateten Crusaders erwarten das Team der Frankfurt Universe . Lassen wir endlich mal wieder das Lederei fliegen und geniessen tollen Sport, und hoffen auf eine bessere Zukunft für den deutschen Football.
Bilder:
Titelbild: Amsterdam vs Frankfurt Eine solche Begegnung habe ich schon einmal im Jahre 2006 fotografisch erleben dürfen: Die Amsterdam Admirals gegen die Frankfurt Galaxy.
Werbeplakate von Rhein Fire (NFL Europe) im Jahre 2003 im Raum Gelsenkirchen
Das andere Bild zeigt die Begegnung zwischen den Cologne Falcons (weiss) und den Düsseldorf Panthern (schwarz) im Kölner Südstadion im Jahre 2006.
Und wie man sieht so hat auch der Germanbowl Pokal hat schon bessere Zeiten gesehen. Er ist schwer gealtert. Eine kleine Überarbeitung würde dem altehrwürdigem Potte gut zu Gesicht stehen...