Der Tag der alles veränderte
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Es war der 15. August. Zweitausendsiebzehn. Also genau heute vor einem Jahr. Eigentlich ein Tag wie jeder andere. Ich hatte Dienst am Flughafen Düsseldorf. Morgens um 0345 die ersten Passagiere für NIKI bzw Airberlin abfertigen, später dann die DELTA nach Atlanta bis um 11:00 handeln. Doch als ich auf dem Heimweg diese "Eilmeldung des Spiegels" auf dem Handy vorfand, da verschlug es mir dann doch den Atem.
Airberlin meldet Insolvenz an.
Ich habe morgens noch die Airline abgefertigt, da kommste nach Hause und die Welt bricht irgendwie zusammen. Die Nachrichtensender waren nun wieder mittendrin in der Berichterstattung, es war das Thema der Woche. Ich war umso mehr erstaunt über die Hintergründe der Insolvenz, da der grosse Anteilseigner Etihad Airways noch im Frühjahr eine Unterstützung bis Ende 2018 SCHRIFTLICH zugesichert hatte. Um dann doch plötzlich den Stecker zu ziehen.
Die Frage die sich nun alle Kollegen am DUS stellten: Wie geht es weiter??? Was ist mit unseren Jobs? Nun, wir waren ja keine "Airberliner" - auch wenn es sich so anfühlte. Wir waren Dienstleister für AB und haben am grössten Drehkreuz der Airberlin eben diese abgefertigt. Ob in der Passage oder die Kollegen im OPS. Keiner wusste wie es nun weitergeht und wenn, wie lange. Unsicherheit machte sich breit, Informationen der Geschäftsleitung sollten uns beruhigen, gefühlt gab es aber mehr Krankmeldungen wie vorher. Und da mit der Insolvenz auch der Flugplan immer weiter zusammen gestrichen wurde, kam auch bald das Kurzarbeitsgeld noch ins Haus.
Es war eine seltsame Zeit, viele Kollegen suchten das weite, einige verliessen den Flughafen, andere wechselten zu anderen Dienstleistern am DUS.
Auch Betriebsversammlungen folgten. Auf diesen wurde dann auch mehr vertröstet, als Sicherheit gewährleistet. Es war auch für die Geschäftsführung fast unmöglich eine adäquaten Ersatz für diesen Großkunden zu finden. Als AB dann am 27.10.18 den Flugbetrieb eingestellt hatte, gab es nur noch drei Airlines für uns zum abfertigen. Das machte sich am Monatsende dann auch auf dem Gehaltsscheck bemerkbar.
Meiner einer, am 27.10.2017 dem letzten Flugtag der ariberlin, vor der Airberlin Bombardier Dash8 Q400 (D-ABQC)
Politiker wie der CSU Mann Dobrindt und die SPD Frau Zypries faselten während der Zeit nach der Insolvenzanmeldung andauernd etwas von einem Nationalen Champion und meinten damit den Kranich. Das dies dieses Jahr den Kranich und sein Billigableger in gewisse Schwierigkeiten bringen sollte.... geschenkt. Die beiden haben sich bei all den "airberlinern" zur "Persona non grata" degradiert. Ähnliches gilt für den damaligen AB Chef und Ex Lufthanseaten Winkelmann, der im Vergleich zu den vor dem nichts stehenden Mitarbeitern und Dienstleistern mit einem satten MillionenEuroPolster von Etihad ausgestattet wurde.
8000 airberliner standen vor dem Nichts. Dazu kommen aber noch die ganzen Dienstleister. Schauen wir mal rum: Passage, Ops, Cleaning, Catering, Lader sowie Jobs die auch nicht direkt an AB hingen. Gehen wir in Düsseldorf von einem Volumen von 2500 - 3000 Jobs aus. Etwas kleiner die Posten an den anderen Stationen: Berlin Tegel, München, Palma, etc.
Auch für mich kam diese Insolvenz mit grossen Änderungen daher.
Wenn ich mal so zurückdenke. Vor einem Jahr , also am 20.08.2018 war ich mit einem Bekannten auf dem Weg zu einem Footballspiel in Frankfurt. Auf dem Weg dorthin verliessen wir die Autobahn am Offenbacher Kaiserlei Kreisel. Und fuhren an meiner alten Schule vorbei. Da machten wir kurz "stop" und ich bekam ein Erinnerungsfoto vor dem Gebäude. Was ich damals noch nicht ahnte... ich wohne nun wieder hier, und fahre fast täglich an dieser Schule mit der SBahn vorbei...
Auf einer Betriebsversammlung im Oktober 2017, als klar was das Airberlin am 27.10.17 den Flugbetrieb einstellen wird, hattte uns die Geschäftsführung über die Möglicheiten eines Wechsels innerhalb des Konzerns informiert. Da war die Schwesterstation in Düsseldorf, für viele Kollegen die erste Wahl. Aber auch die Stationen München und Frankfurt hatten Personalbedarf und würden Kollegen aufnehmen. Da ich ja schon einmal kurz in unserer Station am Flughafen München im Sommer 2016 aushelfen durfte, war dies eine mögliche und tolle Option. Nur ist leider der Wohnungsmarkt rund um sowie in München ein Desaster. Passenden Wohnraum finden und bekommen, das ist wirklich zweierlei. Und da war Frankfurt eine naheliegende Alternative. Noch dazu dass ich in der Region hier aufgewachsen bin. Es war an der Zeit einen Neustart zu wagen und das ganze sollte mit einer Luftveränderung einher gehen, so entschied ich mich dann für einen Probemonat in Frankfurt und danach sehr zügig da zu bleiben.
Nun ein Jahr nach diesem seltsamen 15.08.2017 bin ich wieder in Hessen zuhause. Und vermisse die airberlin. Auf der anderen Seite steht für mich der gelungene Neustart hier in der "kleinen hässlichen Schwester" von Frankfurt. Es ist nicht alles Gold was glänzt, aber ich habe hier das Gefühl, dass es die richtige Entscheidung war. Privat sowie beruflich.